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Interview mit der Brauereichefin Marlies

Nach ihren Auftritten auf der blauen Couch bei Karl Otto und dem SWR Nachtcafé aufgrund von witzigen Zufällen und wohl eine Art von Bestimmung nun auch bei KADO#women. 

 

Marlies ist Brauereichefin, alleinerziehende Mutter, Sportlerin und eine Überzeugungstäterin. 

 

Mit bereits vier Jahren hat sie sich für ihren Lebensweg als Brauereichefin entschieden. Seit 2010 führt sie nun das Familienunternehmen und war damals, mit 31 Jahren, die jüngste Brauereichefin Deutschlands. 

 

Mit gerade 14 Jahren wurde sie ungeplant Mutter, holte dann nach ihrer Berufsausbildung über die Berufsoberschule ihr Abitur nach und absolvierte ein Abendstudium. 

  

Die Pyraser Landbrauerei hat im Jahre 2019 einen Jahresumsatz von 12,5 Millionen Euro generiert und füllt pro Stunde 24.000 Flaschen ab. Dieses Jahr feiert die Familienbrauerei ihr 150-jähriges Bestehen. Marlies bezeichnet das Brauereigeschäft als sehr komplex, da verschiedenste Unternehmensbereiche gefragt sind und sie über alle Themen einen Überblick haben muss. 

  

Marlies führt in ihrer Brauerei 90 Mitarbeiter*innen und ist ganz stolz auf die Frauenquote von 30 Prozent, obwohl die Brauereibranche üblicherweise eher männlich dominiert ist. Dennoch entscheidet sie bei den Einstellungen nicht anhand vom Geschlecht, Alter oder sonstiges, sondern lediglich ob die Person ins Team passt. 

 

Ein Mitarbeiter von Marlies hat mir verraten, dass sie sehr zielstrebig sei und die Kolleg*innen vor allem ihre Direktheit schätzen. Darüber hinaus schätzt er vor allem ihre pragmatischen Lösungsansätze und die objektive Betrachtung von Problemen im Berufsalltag. 

 

Für die nächsten Jahre legt sie ihren Fokus auf die gemeinsame Zeit mit ihren Kindern, da ihr hier der geregelte Tagesablauf und auch die gemeinsamen Abende sehr wichtig sind. Sobald ihre Kinder flügge werden möchte sie ihre öffentliche Rolle als Brauereibesitzerin wieder mehr leben und diesen Job bis 60 auf jeden Fall noch so gut machen wie sie nur kann. 

 

Nun zu den Interviewfragen: 

 

#1: Was ist für Dich das Wichtigste im Leben?

Freiheit. Meine persönliche Freiheit ist mir sehr wichtig und dafür nehme ich auch viel in Kauf. 

 

#2: Welche menschliche Leistung imponiert Dir am meisten?

Absolute Ehrlichkeit mit der notwendigen Portion Mut. 

 

#3: Welchen Tipp würdest Du Absolventinnen oder Young Professionals gerne mitgeben?

Legt Euch eine Art Panzer zur Resonanzfähigkeit an. Frauen verstecken sich zu oft und entschuldigen sich für alles. Steht einfach für euch ein, ohne das Thema Mann oder Frau zu sehr zu bewerten. Mensch leistet Arbeit - unabhängig von Geschlecht, Alter oder sonst was. Und verliert dabei nicht eure Weiblichkeit. 

 

#4: Wie kannst Du am besten entspannen?

In der Badewanne und beim Laufen. 

 

#5: Was tust Du um gesund und fit zu bleiben?

Schwimmen und Joggen. Schwimmen bereitet mir sehr viel Freude. Zum Joggen muss ich mich täglich überwinden und brauche da meist ein konkretes Wettkampfziel, um dran bleiben zu können.  

 

#6: Welchen Ritualen gehst Du täglich, wöchentlich und/oder monatlich nach?

Mein Leben besteht aus Ritualen. Mein Tag startet morgens um 06.00 Uhr. Hier genieße ich 30 Minuten "Me time", bevor ich meine beiden Kinder im Grundschulalter wecke. Danach gibt es ein gemeinsames Frühstück zu dem wir gemeinsam Zeitung lesen. Im Anschluss bringe ich meine Kinder zur Schule und sitze dann gegen 08.00 Uhr morgens an meinem Schreibtisch. 

Unser Rauhaardackel wird drei Mal täglich noch zum Gassi gehen ausgeführt und abends gönne ich mir noch eine kurze Auszeit in der Badewanne. Darüber hinaus mache ich täglich Sport. 

 

Ich werde von einer Haushälterin unterstützt und an zwei Nachmittagen in der Woche werden meine Kinder zuhause noch fremdbetreut. Diese beiden Nachmittage nutze ich um Arzttermine wahrzunehmen oder Schwimmen zu gehen oder einfach, um länger im Büro arbeiten zu können. Um 22.00 Uhr geht es dann schon ins Bett. Dazwischen nutze ich die Abende, um diese mit meinen Kindern zu gestalten. 

 

Meine beiden jüngeren Kinder sind dann jedes zweite Wochenende bei ihrem Papa und diese Wochenenden nutze ich dann für Theaterbesuche, Sport oder um soziale Kontakte zu pflegen. Mein älterer Sohn Marc lebt in München. 

 

#7: Was ist Deine größte Stärke?

Durchhaltevermögen kombiniert mit meinem Drang aus allem das Beste zu machen. 

 

#8: Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach tolle Frauen aus?

Selbstverständnis von sich selbst. Frauen, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Frauen, die einfach wissen was sie wollen und sich nicht vom Weg abbringen lassen.  

 

#9: Wer ist Dein Vorbild und warum?

Ich habe keine Vorbilder. 

 

#10: Welche Entscheidung in Deinem Leben hat Dich am meisten Mut gekostet und hatte den größten positiven Einfluss auf Dein Leben?

Meinen Sohn Marc mit gerade mal 14 Jahren auf die Welt zu bringen. Diese sehr mutige Entscheidung hat mein ganzes Leben sehr positiv beeinflusst und mich bei der Menschwerdung maßgeblich unterstützt. Ich wurde schnell erwachsen und habe mir zu dieser Zeit ein dickes Fell zugelegt, da ich auch heute nicht viel darauf gebe was die Leute hinter meinem Rücken sagen. 

 

#11: Was bedeutet Erfolg für Dich?

Erfolg heißt für mich das zu tun, was mir Spaß macht und davon leben zu können. 

Das ist wahrer Erfolg - mit seiner Passion sich selbst und seine Familie ernähren zu können. 

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Steht für Euch ein...auch in einer männerdominierenden Branche...

-Katharina 

 

 

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