Interview mit der Expat Christine

Die nächste, die ich Euch im Rahmen meiner Interviewrunde gerne vorstellen möchte, ist Christine. Sie war während meiner Zeit in der Personalabteilung bei einem Automobilzulieferer in Regensburg meine Kollegin. Zu diesem Zeitpunkt war sie im Bereich Personalentwicklung in einer international verantwortlichen Stabsstelle tätig. Im Vorfeld absolvierte die gebürtige Bremerin eine Ausbildung zur Außenhandelskauffrau und studierte im Anschluss Deutsche Philologie, Politikwissenschaft und Kunstgeschichte in der schönsten Stadt Norditaliens - Regensburg.


Bis nach Toulouse - nicht nur ein bekannter Songtitel, sondern 2014 dann der Beginn von Christines Laufbahn im Ausland. Sie hatte sich bereits einige Zeit zuvor für solch einen Auslandseinsatz beworben, und im Sommer 2014 ging dann alles superschnell: Christine wurde innerhalb von sechs Wochen als Expat nach Toulouse in Frankreich entsendet und übernahm dort die Leitung des landesweiten Talent Managements, sowie die Funktion als HR Business Partner und Compensation & Benefits Manager der Leitenden Angestellten dreier Divisionen. Ihre französischen Sprachkenntnisse waren zu diesem Zeitpunkt eher überschaubar: Sie wagte jedoch mutig den Sprung ins eiskalte Wasser. Christine sah sich somit nicht nur der Herausforderung eines neuen, sehr verantwortungsvollen Jobs gegenüber, sie hatte gleichzeitig mit der Sprachbarriere und kulturellen Integration, mit sozialer Isolation, Wohnungseinbrüchen, einem Gebäudebrand ihres Wohnhauses und weiteren Extremsituationen zu kämpfen. Toulouse war eine harte Probe für die HR Business Managerin, der sie sich zwei Jahre lang tapfer und erfolgreich stellte und von der sie rückblickend sagt: "Es war hart, aber ich bin daran gewachsen."
 

Nachdem ihr - ebenfalls in dieser Zeit - der richtige Mann begegnete, entschied sie sich mit ihm in den Mittleren Osten zu gehen. Ihr Partner bekam ein spannendes Angebot aus Dubai: Sie folgte ihrem Herzen, kündigte ihren sicheren Job und zog mit ihm nach Dubai. Nachdem sie im Personalumfeld zunächst keine passende Stelle fand, entschied sie sich dafür, an einer internationalen Schule zu arbeiten: Als Lehrerin in der Primarstufe. Eine sehr bereichernde Erfahrung für die Angestellte aus dem Großkonzernumfeld. Zu ihren Sprösslingen gehörte unter anderem der Neffe des Herrschers aus Dubai. Sie berichtete mir von einer wahnsinnigen Offenheit der Menschen dort. Sie fühlte sich sehr wohl, trotz des heißen Wetters gebündelt mit einer hohen Luftfeuchtigkeit. Wenige Monate später klopfte der ehemalige Arbeitgeber mit einer spannenden Stelle im HR-Umfeld am Standort Dubai an. Von den Kids aus der Schule trennte sie sich nur schweren Herzens, jedoch mit dem Ziel, an ihren bisherigen Karrierepfad anzuknüpfen. Christine war in dieser neuen Rolle wieder im Personalbereich tätig und unter anderem verantwortlich für die nordafrikanischen Länder, bei denen ihr ihre Französischkenntnisse sehr zugute kamen. Die businessseitigen Herausforderungen, die die extrem volatilen Märkte des Mittleren Ostens und Nordafrikas an ein Unternehmen und dessen Management stellen, gepaart mit den kulturellen Herausforderungen (allein in Dubai waren in der dortigen Niederlassung Mitarbeiter aus 18 verschiedenen Nationen beschäftigt), bereicherten ihren Erfahrungsschatz ungemein.
 

Nach fast vier Jahren im Ausland entschieden sich Christine und ihr Partner, den Versuch der relocation nach Westeuropa zu starten. Nur wenige Zeit später erhielt ihr Partner ein interessantes Jobangebot aus Freiburg im Breisgau und sie entschieden sich gemeinsam für den erneuten Wohnortwechsel. Christine blieb aufgrund ihrer joblichen Verpflichtungen noch einige Monate allein in Dubai und folgte dann ihrem Partner nach Südbaden. Seit August ist sie nun in ein neues Abenteuer gestartet und geht als "Grenzgängerin" im HR Talent Management einer neuen Herausforderung in Basel nach.     

 

Nun zu den Interviewfragen: 

 

#1: Was ist für Dich das Wichtigste im Leben?

Meine persönliche - sicherlich subjektiv gefühlte - Freiheit: das machen zu können, was ich wirklich mit Herzen machen und umsetzen möchte. Meine Familie, meine engen Freunde und mein Partner.

 

#2: Welche menschliche Leistung imponiert Dir am meisten?

Wenn Menschen sich für andere Menschen unter Einsatz Ihres eigenen Lebens engagieren, seien es Ärzte ohne Grenzen oder Mitarbeiter anderer Hilfsorganisationen, in Kriegs- und anderen Krisengebieten.

 

#3: Welchen Tipp würdest Du Absolventinnen oder Young Professionals gerne mitgeben?

Macht das und verfolgt den Weg, den Euer Herz Euch weist. Auch, wenn es zunächst schwierig oder unüberwindbar scheint oder z.B. der eingeschlagene Weg/Studium nicht zu den Jobs führt, die als finanziell aussichtsreich oder gesellschaftlich besonders anerkannt gelten. Ihr werdet nur dann wirklich erfolgreich und glücklich, wenn Ihr das macht, was Euch Spaß macht und wo Eure Interessen liegen.

 

#4: Wie kannst Du am besten entspannen?

Bei einer Wanderung in den Bergen, wenn die Zeit es zulässt, machen mein Partner und ich am liebsten mehrtägige Hüttentouren.

 

#5: Was tust Du um gesund und fit zu bleiben?

Ich habe zum Glück viele sportliche Interessen und Hobbies. Die meisten davon, z.B. Reiten, Wandern, Golf spielen und Skifahren spielen sich an der frischen Luft ab und in der Natur, sind somit gut für Körper und Seele.
#6: Welchen Ritualen gehst Du täglich, wöchentlich und/oder monatlich nach?
Über ein christliches Netzwerk habe ich das Prinzip des "Austauschs" kennengelernt, im Coaching spricht man auch von "Zwiegesprächen". Hierbei bespricht man mit einer Vertrauensperson die Dinge, die einem auf dem Herzen liegen, der andere hört zu und nimmt damit Anteil an den eigenen Sorgen und Problemen. Dies geschieht dann wechselseitig. Im christlichen Umfeld betet man am Ende des Austausches für die Sorgen des anderen. Im Coaching (z.B. im Zwiegespräch mit dem Partner) werden, wie im Austausch, die Sorgen nicht kommentiert oder Lösungsvorschläge präsentiert, auch hier geht es ums Zuhören und Anteil nehmen.
Dieser Art der meiner Meinung nach sehr pragmatisch und nachhaltig umgesetzten Nächstenliebe gehe ich mit einer Vertrauensperson (und mittlerweile guten Freundin) alle drei Wochen, mit meinem Partner im vierzehntägigen Rhythmus nach.
#7: Was ist Deine größte Stärke?
Durchhaltevermögen.
 

#8: Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach tolle Frauen aus?

Selbstbewusstsein. Ein ausgestrahltes "Mit-sich-im-Reinen-sein". 
 

#9: Wer ist Dein Vorbild und warum?

Gertrude Bell - eine sehr mutige und unabhängige Frau aus England, die bereits vor 100 Jahren allein durch die arabische Wüste zog. Sie machte sich nicht abhängig von gesellschaftlichen Meinungen und vermeintlich "richtigem" Verhalten, sondern folgte ihrer inneren Stimme. Sie hatte ein wahres Interesse an anderen Menschen und Völkern und war sicherlich eine der ersten wichtigen Botschafterinnen in der Verständigung zwischen der westlichen und der arabischen Welt. Nicht zuletzt ein Thema, das heute aktueller ist denn je.

 

#10: Welche Entscheidung in Deinem Leben hat Dich am meisten Mut gekostet und hatte den größten positiven Einfluss auf Dein Leben?
Innerhalb meiner beruflichen Laufbahn bin ich allein ins Ausland gegangen, in ein Land, dessen Sprache ich damals nur mäßig beherrschte und wo klar war, dass Englisch keine wirkliche Alternative im Beruf darstellen würde. Außerdem waren große Teile des Jobs ebenfalls neu für mich. Dass ich diese Herausforderung erfolgreich gemeistert habe, hat mir im Nachhinein viel Selbstbewusstsein und innere Kraft verliehen. Ich weiß jetzt: Mich haut so leicht nichts um!
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So liebe Mädels was sagt uns das:

Eine Station im Ausland - in eine Zeit voller Ungewissheit - lässt uns unglaublich wachsen und die Begegnungen dort sind von Dauer! Traut Euch!

-Katharina      

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